Das Material


Von Trash zu Treasure - die Verwandlung des Überflüssigen zu Kostbarem - das ist Trasher.

In den Straßen Berlins eingesammelt, Holzreste vor dem Schicksal der Entsorgung bewahrt, aus der Mode gekommene Möbel zerlegt und ausgeschlachtet. Das Material für meine Werke besteht aus scheinbar Ausgedientem, aus Gegenständen, die von der heutigen Konsumgesellschaft als "Trash" abgestempelt wurden. Meine Werke verkörpern den Versuch unserer heutigen Wegwerfgesellschaft entgegen zu wirken.

„Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.“

Eichendorff

Aus einem fantasievollen Blickwinkel verbirgt sich in jedem Müllberg ein schlummernder Rohdiamant, ein Stück Material mit Potential, das mit Vorstellungskraft und Hingabe zu neuemGlanz erweckt werden kann. Für meine Werke nutze ich Alt- und Restholz, zerschlissene antike Holzmöbel, Kronleuchter, Instrumente und was auch immer meine Neugier wecktund weggeworfen wurde, um mit etwas Schweiß und Handarbeit neue Formen und Verbindungenherzustellen. Zweckentfremdung inbegriffen. Ein alter Tisch wird kein Tisch mehr sein, ein Klavier kein Instrument. In seine Einzelteile zerlegt findet jedes Stück Holz, jeder Stoff- und Lederrest einen Platz in Skulpturen, Gemälden, Lampen und anderen teilweise skurrilen Möbelstücken.

 

Wer verbirgt sich hinter Trasher?

 

Mein Name ist Benjamin Lieb. Seit 1984 Bewohner des Planeten Erde. Meine Kindheit verbrachte ich in Bad Urach, eine kleine Stadt in Süddeutschland, umgeben von Wäldern und natürlicher Geborgenheit. Schon in jungen Jahren hat mich die Arbeit mit Holz begeistert. Selbst gebaute Möbel standen bereits in meinem Kinderzimmer und wenn Sperrmüll auf der Straße lag, war meine Neugierde geweckt und ich durchwühlte die Schrotthaufen der Nachbarschaft auf der Suche nach kleinen Schätzen.

Im Jahr 2010 verschlug es mich nach Berlin, wo ich durch street art, Kunstaustellungen und pop-up galleries inspiriert wurde, mein Holzhandwerk in eine künstlerische Richtung weiterzuentwickeln.

Durch Weiterbildungen, wie die Kunst der japanischen Holzverbindung, konnte ich meinen Erfahrungshorizont erweitern. Auf zwei längeren Reisen um die Welt 2013/14 und 2017 sah ich wie in anderen Ländern, teilweise aus der Not heraus, alte und defekte Gegenstände umgebaut und zweckentfremdet weiter genutzt wurden, anstatt sie zu entsorgen. Das Prinzip aus Altem Neues entstehen zu lassen, sollte seither die Basis, Grundidee und Inspiration meiner Arbeit sein.

 

Anders als bei anderen Künstlern, beginnt meine Kunst nicht mit einer Vision. Die Umsetzung einer klaren Vision bedarf einer spezifischen Materialbeschaffung. Genau das versuche ich zu vermeiden. Meine kreative Reise beginnt mit wilden, wahllosen Streifzügen durch die Straßen von Berlin, wo ich mein Material teilweise unüberlegt und willkürlich zusammen sammle. Erst jetzt, wenn genügend Schrott angehäuft ist, lasse ich meiner Fantasie freien Lauf, lasse mich inspirieren und versuche aus den mir zur Verfügung stehenden Materialien etwas Neues zu erschaffen.